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Interview Breuninger x Vier Pfoten

Gemeinsam für den Tierschutz

Für Breuninger ist Tierschutz Herzenssache. Zum Jahresende 2020 wurde der Verkauf von Echtpelz in allen Department Stores sowie im Online-Shop eingestellt. Mit dem Beitritt zur internationalen Initiative „Fur Free Retailer Program“ setzt Breuninger ein wichtiges Zeichen für eine tierleidfreie Modeindustrie.

Die Entscheidung, aus dem Verkauf von Echtpelz auszusteigen, wurde 2018 getroffen. Seitdem steht Breuninger im intensiven Austausch mit VIER PFOTEN. Die global anerkannte Tierschutzstiftung setzt sich neben dem Wohl der Tiere auch für ein pelzfreies Europa ein und ist offizieller Repräsentant des „Fur Free Retailer Program“. Was das genau bedeutet? Das Programm ist eine globale Initiative für Modemarken, Unternehmen und Designer, die vollständig auf Echtpelzprodukte verzichten möchten. Weltweit haben sich bereits über 1.500 Unternehmen angeschlossen. Auch Breuninger gehört dazu und wurde von VIER PFOTEN auf dem spannenden Weg begleitet. Wir sprachen mit Denise Schmidt, Kampagnenleiterin bei VIER PFOTEN Deutschland, über die wachsende Rolle von Nachhaltigkeit und die Herausforderungen im Fashionbereich.

Erzählen Sie uns, wofür setzt sich VIER PFOTEN ein und welche Aufgaben verfolgt die Stiftung?
Denise Schmidt: VIER PFOTEN setzt sich mit Aufklärungskampagnen, politischer Arbeit sowie mit aktiven Tierrettungen und eigenen Schutzzentren global dafür ein, dass sich die Lebensbedingungen von Wild-, Heim-, aber auch den sogenannten Nutztieren verbessern. Wir machen auf Missstände zum Beispiel in der Pelz- oder Wollindustrie aufmerksam und benennen diejenigen, die dieses Tierleid verursachen bzw. davon profitieren. Auch beraten wir Unternehmen, die auf tierische Produkte verzichten wollen, und kommunizieren Erfolgsbeispiele. Gerade das Sichtbarmachen von Positivbeispielen ist ein wichtiger Baustein, denn wir wissen, dass ein solcher Wandel für ein Unternehmen nicht immer einfach ist.

Deutschland ist einer der größten Modehersteller und gleichzeitig einer der größten Modemärkte der Europäischen Union. Auch wenn bei vielen Unternehmen ein Umdenken und Umstellen in Richtung Nachhaltigkeit Einzug hält, was kann die Modeindustrie beim Thema Tierschutz noch besser machen?
Zunächst freut es mich, dass immer mehr Modeunternehmen aktiv Verantwortung für mehr Tierschutz übernehmen wollen. Nach jahrelanger Aufklärungsarbeit von Tierschutzorganisationen merken wir, dass sich die Ansprüche der Kunden geändert haben. Viele wollen das Tierleid in der Modeindustrie nicht mehr unterstützen. Demnach kann es sich kaum ein Modeunternehmen leisten, sich nicht mit dem Thema Tierschutz zu beschäftigen. Doch mit einem reinen Bekenntnis zum Tierschutz allein ist noch keinem Tier geholfen. Es müssen Taten folgen. Der konsequenteste Schritt: ein tierisches durch ein nicht-tierisches Produkt zu ersetzen. Im Falle von Pelz und Daune fällt es Unternehmen zunehmend leichter, auch, da es heute gute Alternativen gibt. Bei Leder und auch „neuen“ Materialien wie Alpaka gibt es im Hinblick auf transparente Lieferketten und die Einhaltung von Tierschutzaspekten noch viel zu tun.

Da es Breuninger ein echtes Anliegen ist, nachhaltig Tierleid in der eigenen Lieferkette zu reduzieren, haben wir unsere Tierschutz- Policy veröffentlicht. Hierbei hat Ihre Organisation uns umfassend unterstützt. Was sind elementare Bestandteile einer solchen Policy?
Ganz vereinfacht sollte in einer Tierschutzrichtlinie deutlich werden, warum sich ein Unternehmen überhaupt dem Tierschutz verpflichtet sieht, welche Tierschutzrisiken das Unternehmen für sich identifiziert hat und welche Anstrengungen das Unternehmen bis wann umsetzen wird, um diese Risiken zu minimieren. In den Details sollte die Policy umfassend Auskunft über die aktuelle Verwendung des jeweiligen Materials geben. Produkte aus Echtpelz und Exotenleder sowie grausame Praktiken wie Lebendrupf und Stopfmast bei Gänsen und Enten oder Mulesing bei Schafen gehören strengstens verboten. Zudem sollte das Unternehmen darlegen, wie es die Einhaltung der Verbote bei seinen Partnern sicherstellen will. Unternehmen können sich nicht allein auf freiwillige Selbsterklärungen verlassen, sondern müssen strenge, unabhängige Zertifizierungs- und Sicherungssysteme etablieren, um Angaben zum Tierschutz überprüfen zu können. Neben der Auskunft darüber, wie tierische Materialien reduziert werden sollen, sollte ein Unternehmen in seiner Tierschutz- Policy ebenfalls Position dazu beziehen, wie es den Verkauf nachhaltiger, tierfreier Alternativen unterstützen will und wie Kunden sich umfassend über die Herkunft eines Produktes informieren können, um fundierte Kaufentscheidungen treffen zu können.

Wo möglich, möchte Breuninger auf kritische Materialien verzichten oder aber zumindest zertifizierte Alternativen einsetzen. Bei Daune und Wolle gibt es schon gute Alternativen, bei anderen Materialien gibt es kaum oder gar keine Zertifizierungen. Wird sich die Situation hier verändern?
Breuninger hat mit der Herstellung von Transparenz, dem Ausschluss einiger kritischer Materialien wie Echtpelz sowie der Verpflichtung zu unabhängigen, strengen Standards wichtige Schritte eingeläutet. Zertifizierungssysteme für beispielsweise Leder sind noch nicht überzeugend. Daher ist es wichtig, dass Unternehmen wie Breuninger dem Markt das klare Signal senden, dass der Wunsch nach starken Standards besteht, und sich darüber hinaus aktiv an der Entwicklung von Standards und tierfreien Alternativen beteiligen. Erst wenn namhafte Unternehmen mit starken Ambitionen vorangehen, kommt der Markt in Bewegung. Die Outdoorbranche hat das beim Thema Daune vorgemacht.

Das Interesse an nachhaltigeren Produkten ist spürbar gewachsen. Ist das auch eine Folge der Pandemie?
Definitiv ja. In einer von uns durchgeführten Umfrage geben mehr als 46 Prozent der Befragten an, dass sie ihr Kaufverhalten seit Ausbruch der Pandemie deutlich verändert haben. Die Mehrheit davon gibt an, dass sie verstärkt nachhaltigere und tierfreundliche Produkte kaufen bzw. tierfreie Produkte bevorzugen. Auch die Ausbrüche von Covid-19-Mutationen auf Pelzfarmen in zahlreichen Ländern haben gezeigt, welche Gefahren für Tier und Mensch von intensiven Tierhaltungsformen ausgehen. Mit diesen Gefahren wollen auch Unternehmen nicht in Verbindung stehen, sodass auch der Austritt weiterer Modeunternehmen aus dem Echtpelzverkauf zu beobachten ist.

Tierleidfreie Artikel und nachhaltige Kollektionen werden bei Breuninger besonders gekennzeichnet. Wäre es nicht wünschenswert, dass zukünftig eine Kennzeichnung hinfällig wird?
Jede ernsthafte Bestrebung seitens der Modeindustrie, Kunden darin zu unterstützen, eine bewusste Kaufentscheidung für den Tierschutz zu treffen, ist erstrebenswert. Produktkennzeichnungen, Aufklärungsmaterialien oder Interviews wie dieses können dabei helfen. Leider gibt es weiterhin viele Menschen, für die Tierschutz in der Mode keine Rolle spielt. Auch diese Menschen müssen wir erreichen und für den Tierschutz gewinnen.

 

Denise Schmidt

Denise Schmidt ist seit 2015 Kampagnenleiterin der Tierschutzorganisation VIER PFOTEN Deutschland. Zuvor war sie im Bereich Corporate Social Responsibility tätig. Heute betreibt sie mit VIER PFOTEN Kampagnen, Projekte und Aufklärungsarbeit, um die Öffentlichkeit umfassend über Tierleid zu informieren sowie Unternehmen und die Politik zum Handeln zu bewegen. Die Organisation wurde 1988 in Wien gegründet und ist heute weltweit im Einsatz.

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Mehr unter: wearitkind.vier-pfoten.de

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